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Die St. Johannis-Kirche in Zieko

 

Die Dörfer Zieko, Buko, Düben, Klieken, Buro und Luko sind seit 2002 in der „Evangelischen Hoffnungsgemeinde Zieko“ vereint. Alle Orte waren einst slawische Gründungen.

In Zieko siedelten sich flamische Siedler an, die vor ungefähr 800 Jahren ihre Heimat verließen und hier im dünn besiedelten Osten eine neue Zukunft für sich suchten.

Nach der Überlieferung kamen 6 Familien nach Zieko, welches 1282 bei seiner ersten urkundlichen Erwähnung noch Cycouwe (übersetzt mit Sterndorf) hieß, denn die

Neuankömmlinge sahen hier dieselben Sterne wie einst daheim. Es waren Flüchtlinge, die durch die Sturmfluten der Nordsee ihrer Heimat verloren hatten. Man könnte

einen Bogen in die Neuzeit spannen, denn Geschichte wiederholt sich in der einen oder anderen Form. Es gibt auch andere Namensdeutungen, wie zum Beispiel

cykov = "Dorf an einer Stelle, wo der Wald niedergehauen ist". Wie in den meisten Orten unserer Gegend hatte auch in Zieko ein deutsches Adelsgeschlecht seinen Sitz

gehabt und hier "gebietet". 1337 ist ein Conrad von Cykow nachweisbar. 1548 wird die Familie nicht mehr erwähnt und ein Dorfschulze, ein Erbschulze, hatte "das Sagen"

im Ort. Im Jahr 1566 wird als Dorfschulze Peter Dornburgk und 1651 Andreas Puhlmann genannt. Das Erbrecht auf die Stellung des Dorfschulzen blieb bis 1873 bestehen.

Danach wurde der Dorfschulze gewählt. Die Famile Puhlmann stellte ca 280 Jahre lang den Dorfschulzen in Zieko. 

 

Kaum angekommen bauten die christlichen Siedler eine Dorfkirche aus Holz und Feldsteinen, der heutige Altarraum. 1667 erfolgte in einer zweiten Etappe der Anbau des Kirchenschiffes mit flacher Holzdecke und Dachreiter. Außerdem wurden die Fenster vergrößert. Am 28. Juni 1892 hatte eine Baurevision ergeben, dass sich der Dachreiter aus dem Lote geneigt hatte. Grund waren verfaulte Hölzer im Dachgebälk. Am 15. Mai 1894 wurde mit dem Abriss des alten Turmes begonnen und bereits am Nachmittag des 23. Mai wurde der Grundstein für einen neuen Turm an der Westseite des Gebäudes gelegt. Die Kosten hierfür waren zunächst mit 7000 Reichsmark veranschlagt, man erhoffte sich jedoch mit 6000 RM auszukommen. Die drei feierlichen Hammerschläge wurden durch folgende Personen getan: Pastor Franz Holzmann, Maurerpolier A. Lahn in Vertretung seines Meisters, Hüfner Krause als Kirchenältester, Kossat Friedrich, Stellmacher Tietsch, Auszügler Handrich, diese drei als kirchliche Gemeindevertreter, Ortsschulze Christian Hennig und der Standesbeamte Hüfner Albert Hennig. Den aus Ziegelsteinen gemauerten spitzen Kirchturm könnte man heute als weit sichtbares Wahrzeichen von Zieko bezeichnen. Er ist 23,75 m hoch und damit genauso hoch wie das Kirchengebäude lang ist. Der Turm besitzt eine Turmuhr mit vier Zifferblätter. Die gesamte Kirche in ihrer heutigen Ansicht ist also in drei Etappen  entstanden.

 

 

                                           Foto: Hoffnungsgemeinde Zieko

  Die Kirche unmittelbar vor dem Umbau im Jahr 1894.

 

 

 

Im Innern stammt ein achteckiger Taufstein (romanische Kelchform) aus dem 14. Jahrhundert. Die zinnerne Taufschale sowie der Abendmahlskelch sind aus dem Jahr 1690 und Geschenke ehemaliger Pfarrer der Kirche zu Zieko. Das Baujahr der Kanzel wird mit 1700 angegeben. Diese zeigt in den Feldern Darstellungen, welche Christus und die Evangelisten verkörpern. Eine Besonderheit ist der Altaraufsatz, weil  Palmen und nicht wie üblich Säulen das Altarblatt mit einem Gemälde der Kreuzigung begrenzen. Palmen gelten dem Einzug Jesus in Jerusalem folgend, als Symbol des Sieges über den Tod und des Einzuges ins Paradies. Die Predella  (Gemälde oder Schnitzereien unterhalb des Altarbildes) mit der Darstellung des letzten Abendmahls sowie der  Auferstehung im Giebel ergänzen diesen einzigartigen Altar. Im Jahr 1800 wurde von der Firma Rühlmann / Zörbig eine Orgel eingebaut, die aber im Zuge von Renovierungsarbeiten im Jahr 2000 ausgebaut werden musste, weil der Kostenaufwand für eine Reparatur von der Gemeinde nicht gestemmt werden konnte. Die St. Johannis-Kirche in Zieko verfügt als einzige im Umkreis heute noch über zwei Glocken. Die ältere Glocke aus dem Jahre 1495 wurde von einem unbekannten Meister gegossen und hat einen Durchmesser von 80 cm. Die zweite Glocke aus dem Jahr 1690 hat einen Durchmesser von 62 cm und entstand in der einzigen Glockengießerei ,Johann Koch - Vater und Sohn, von Zerbst. Sie trägt die Umschrift „ Verbum domini manet in aeternum“ (Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit). Die größere Glocke sollte im 1. Weltkrieg das Schicksal vieler Kirchenglocken teilen und für Rüstungszwecke eingeschmolzen werden. Sie war bereits ausgebaut, konnte aber als einzige Glocke von allen zur Einschmelzung vorgesehenen Glocken wieder zurückgeführt werden. Durch erhaltene hölzerne Türstürze ist es möglich die Bauzeit der Kirche einzugrenzen. Die Sparren des Kirchenschiffes stammen aus der Zeit zwischen 1183 und 1203. Die Ziekoer Kirche ist mit großer Wahrscheinlichkeit in den 1190-iger erbaut worden. Bauzeit und Konstruktion des Dachstuhles gleichen der Kirche in Luko. Die Kirche in Zieko war 1527 Mutterkirche von Luko und Düben. Jeder Friedhof hat Geschichte und erzählt Geschichten, so auch der in Zieko. Epitaphe aus dem 18. Jahrhundert lehnen an der Kirche. Zum Beispiel betrauern die Eltern den Unfalltod des Sohne, der bei einer Schießübung 1892 den Tod fand, auf einem Grabstein so: " Ohne Abschied von den Deinen riss des Gewehres Blei dich fort ..."  1992 wurde der Turm, 1994 das Kirchendach, 2000 und 2001 der Innenraum saniert.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die gottesfürchtigen Ziekoer hatten viele Notzeiten durchzustehen. 1429 fielen die Hussiten im Ort ein und das Nachbardorf Schorau wurde dabei völlig zerstört und blieb fortan wüst.

Reste der Schorauer Kirche sollen noch bis zu Beginn des 19 Jh. sichtbar gewesen sein. Schorau wurde 1244 dem Domkapitel der Marienkirche zu Coswig für 100 Gulden verkauft.

Die wüste Mark Schorau lag an der Kreisstraße von Coswig nach Göriz nördlich vom Waldfrieden. Eine andere Wüstung nahe Zieko war Niendorf (auch Neundorf). Die Dorfstätte lag

östlich des Weges von Zieko nach Buko auf dem Gottsberge. Seit 1282 ist dieser Ort verlassen. Die Niendorfer Pforte ist heute noch ein Indiz, dass die Kirchgänger aus Niendorf

ihren eigenen Zugang zur Kirche in Zieko hatten. Mit der Jahreszahl 1560 wird Zieko als ein evangelischer Ort genannt. 1566 gehörten 26 Hufen Land zum Dorf. Im Schmalkaldischen

Krieg kamen 1547 die Spanier bis nach Zieko. Im Nachbarort Bernau (Bernauer Mark)  erschlugen die Söldner den Bürgermeister Eiserbeck, sein Sohn konnte fliehen.

Im achten Jahr des Dreißigjährigen Krieges,1626, läßt Wallenstein (eigentlich: Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein) Zieko plündern. Am 1. August 1626 bricht die Pest aus.

Bereits 5 Jahre später zieht Gustav II. Adolf König von Schweden mit seinem Heer durch den Ort. Das Dorf wird von 8000 Reitern und 21000 Mann Fußvolk regelrecht leer gefressen,

so dass es auch kein Saatgut für die Bauern mehr gab. Die Plünderungen der Schweden wiederholten sich bereits 1636. 1640 bricht eine zweite  Pestwelle über den Ort herein.

Die Folge war, dass 1640 von den 18 Gehöften in Zieko 13 Gehöfte wüst waren, also verlassen. 1760 läßt Friedrich der Große alle Pferde im Dorf requirieren. 1810 werden französische

Soldaten aus dem Heer Napoleons einquartiert und die Einwohner müssen Vorspanndienste leisten. Das Pfarrhaus aus dem Jahre 1712 brennt am 20. August 1828 nieder und entsteht

bereits ein Jahr später neu.

1833 zählt Zieko 23 Häuser und 191 Einwohner. Ein großes Unglück erleidet die Gemeinde am 11. Oktober 1866 als der Ort ein Raub der Flammen wird.

Ausgegangen ist das Feuer vom Gehöft des Bauern Großkopf. Die Ursache soll Brandstiftung gewesen sein und als mutmaßliche Brandstifterin wurde eine Zigeunerin ermittelt.

25 Gehöfte brennen ab und nur die Kirche, das Pfarrhaus aus dem Jahr 1829 und vier abseits gelegene Häuser bleiben verschont. Im ganzen Amt  Coswig werden daraufhin

zugunsten der Geschädigten Sammlungen und Wohltätigkeitsveranstaltungen durchgeführt. Zieko wird als modernes Dorf aus damaliger Sicht wieder aufgebaut.

Der Erste und Zweite Weltkrieg hinterlassen auch in Zieko tiefe Wunden und große Not. Am 29. April 1945 wird der Ort von amerikanischen Verbänden beschossen und schließlich

eingenommen. Zwei Tage später wird die Gemeinde von der Roten Armee besetzt.
Wie vor hunderten von Jahren wird Zieko daraufhin geplündert, es werden Einwohner ermordet, verschleppt und Frauen vergewaltigt.
Im Jahr 1945 sterben in Zieko insgesamt  20 Personen.

Die Hoffnung und der Glaube haben überlebt.


Evangelische Hoffnungsgemeinde Zieko
034903-62645